An diesem Ort könnt ich ein Leben verbringen,
Doch hab nicht mal dreißig Prozent.
Ich würd die Idylle auch lautstark besingen –
Doch finde hierzu keine Band.
Was man alles erlernt,
Eh man sich dann entfernt?!
Es befleckt die Erfahrung mit Inflation.
Denn je glatter ich sowas wie Leben verstehe,
Desto mehr schwillt der Unterton, dass ich vergehe –
Bin sinnlos der Rohheit entfloh’n.
Ich kannte mal eine Routine
(wir grüßen uns lang schon nicht mehr),
Ich nannte sie damals Sabine –
Wir hatten fast täglich Verkehr.
Sie war für mich Ein-, Um- und Ausstieg
Und Morgen- wie Abendgebet.
Ich war wie’n „Ach, werft mich nicht raus!“-Freak,
Der auf ’ner Gehaltsliste steht.
Heut meistere ich das Vergessen
(mich speist unlängst andre Routine),
Doch seufzte ich grad vor dem Essen:
Sabine, Sabine, Sabine …
Mit schwerem Kopf hinabgeneigt,
Umkranzt von goldnen Strahlen –
Ein krauser dunkler Kern entsteigt
Den unverblümten Zahlen,
Die ungestüm zu zügeln glauben,
Dass nur bestünd, was sie erlauben.
Mir ist bewusst: Es ist erloschen –
Das Feld in allem abgedroschen.
Doch der Blitzrausch des Sommers schwand nicht in die Ferne –
Er säuselt im Glutnest der dunkelsten Kerne …
… wandelst als trostloses Etwas durch Straßen –
Das Alter hat dir zugesetzt.
Es sind längst verschieden, die’s eh schon vergaßen:
Es gab eine Zeit, da hast du echt gefetzt!
Heut potenzierst du nur der Straße
Trostleergewischte Einsamkeit.
Du zahlst viel für dein Haar, doch bleibst fern aller Maße
Der Mindestnochumworbenheit.
Na, das ist so der Weg hin zum Supermarkt –
Der war früher völlig normal.
Und hier hab ich immer mein Radel geparkt,
Mit links und rechts einem Pedal.
Und das ist so der Weg zu ’ner jetzigen Ex –
Die hab ich einst öfter besucht.
Da gab’s den per Treffen vereinbarten Sex –
Ich war damals oft überbucht.
Und dort ist so der Weg zu dem S-Bahnhof hin –
Den konnte ich damals im Schlaf!
Der macht ohne Fahrtziel nicht allzu viel Sinn
Und an Zielen besteht kein Bedarf!
Und das ist so der Weg, da gab ich stets den Guide,
Um den Stadtteil auch günstig zu zeigen.
Jeder Weg führt in nunmehr vergangene Zeit –
Da nannt‘ ich die Stadt noch mein eigen …
Nun, da ich nur noch Vergangenheit hab,
Vermag ich mich nicht zu erinnern.
Eine Fuhre Erfahrung rutscht runter ins Grab –
Die gönnte ich Lebensbeginnern.
Meiner Schiffbrüchigkeit trutzt ein bosnisches Eiland
– doch bringt mir das Steuerrad nichts mehr zurück.
Es ist meinem Sandsein ein strandhafter Beistand
Beim Buddeln nach einem vergessenen Glück.
Es sind Lebensgefährten wie Bodylotion
Kurz sehr prägend, um sich dann zu entleeren.
Und dein bester Kumpan, sag, beginnt er nicht schon
Sich einzuquartier’n ins Entbehren?
Es ging ja lang glatt und es roch auch so passend.
Es erfolgte kein Bruch, kein Protestschrei „Genug!“ –
Im Tiegel versiegte erst matt, dann verblassend:
Der eine Epoche einst prägn’nde Geruch.